Chicago Blues Festival

Der vorläufige Höhepunkt in 35 Jahren Band-Historie!

Als erste und bislang einzige deutsche Formation überhaupt hat die „Tears And Drops Blues Band“ aus Nürnberg Mitte Juni [2016] beim in Blues-Kreisen hoch geschätzten, dreitägigen Chicago Blues Festival in der Hauptstadt des US-Bundesstaates Illinois am Lake Michigan aufgespielt (Foto unten). Die Musiker betrachten es als „besondere Ehre und große Auszeichnung“, dass sie von der „Windy City Blues Society“ aus Chicago eingeladen wurden, auf deren „Street Stage“ ihren Beitrag zum Festival zu leisten.  

Das Chicago Blues Festival wird schon seit 1984 begangen. Jahr für Jahr treffen sich die Blues-Größen Amerikas in Chicago als „heimlicher Hauptstadt“ des elektrischen Blues, als dessen Gründervater der im Jahr zuvor verstorbene, legendäre Muddy Waters gilt. Alle Blues-Legenden, von James Cotton und Junior Wells über Pinetop Perkins, Willie Dixon, John Lee Hooker, Stevie Ray Vaughan und Robert Cray bis Otis Rush und B.B. King gaben sich dort schon ein Stelldichein.

Am zweiten Tag des Festivals 2016 zelebrierten „The Tears And Drops from Germany“ (so die Ankündigung) ihren Blues – vor offensichtlich fachkundigem Publikum und bei 35°C Chicago-Hitze. Die vor dem Auftritt feststellbare große Nervosität bei den deutschen Musikern verflog dank des Zuspruchs der amerikanischen Gastgeber, der Musikerkolleg/inn/en (direkt nach uns spielte u.a. Bob Stroger, s.Foto) und Publikums aber rasch, und nach den ersten Takten bereits konnte die Band mit gewohnter Spielfreude und Leidenschaft punkten.

Für leichte Panik hatte zuvor noch der Umstand gesorgt, dass zwar ein (nicht notwendiges) Tenorsaxophon vorhanden war, jedoch keine Bassgitarre! Aber durch umsichtiges Handeln des Bassisten und funktionierende deutsch-amerikanische Kooperation in Verbindung mit internationaler Solidarität unter Musikern wurde flugs ein wunderbares Instrument aufgetan, und dem erfolgreichen Gig stand nichts mehr im Wege.

Auf dem Festival vor Chicago-Skyline, vlnr: „Jonny“ Pickel, Tobias Schöpker, Big „Blackhat“ Helmer, Michael Kusche, Andi Weidner, Vinzent Kusche
Nach uns spielte Bob Stroger

Acht mitreißende Songs und eine dreiviertel Stunde später bedanken sich „Tears And Drops“, nassgeschwitzt bis auf die Haut, aber glücklich und strahlend bei einer begeisterten und in Teilen auch erstaunten Zuhörerschaft, die – wie übrigens auch die Gastgeber – einer deutschen(!) Band soviel Blues-Feeling nicht unbedingt zugetraut hätten: „Great! Much more than we expected“, gratuliert etwa Jack Geiersbach, Chef der Windy City Blues Society, und lädt schulterklopfend zu eiskaltem Draft Beer und Riesen-Sandwiches für alle ein. Der Auftritt der deutschen Blueser fand u.a. auch im amerikanischen „Bluesblast-Magazine“ seinen Niederschlag (s.rechts: Bob Stroger spielte unmittelbar nach uns auf!).

Otis Rush Day

Der bislang einzige Auftritt einer deutschen Band auf dem Chicago Blues Festival wurde noch durch einen besonderen Umstand gekrönt: Otis Rush (*1935 [✝2018]), dem hierzulande weitgehend unbekannten, aber heraus ragenden Vertreter des Chicago-Blues (und großen Vorbild der Nürnberger Musiker), wurde am letzten Tag des Festivals eine besondere Ehrung zuteil. Zahlreiche bedeutende Musiker (u.a. Jimmy Johnson, Carl Weathersby, Bob Stroger, Eddy „The Chief“ Clearwater, „Monster“ Mike Welch, Lurrie Bell, Ronnie Earl) erwiesen dem seit einem Schlaganfall Gelähmten ihre Reverenz. Otis Rush persönlich, umrahmt von seiner Familie, liess es sich nicht nehmen, seine Fans vor Ort mit einem „Say Yeah!“ zu begrüßen.

Rahm Emanuel, Bürgermeister der „Windy City“, erklärte in einer Ansprache an den Geehrten den Tag zum „Otis Rush Day“. Der aber soll nicht nur in Chicago, sondern fortan auch in Nürnberg alljährlich begangen werden, beschliessen daraufhin die „Tears And Drops“, bei denen von nun an Tenorsaxophonist Tobias Schöpker und Bassist „Jonny“ Pickel die einvernehmlich ausgeschiedenen Vorgänger Erwin Cerny und Bertram Höfler ersetzen – standen sie doch schon zusammen mit Bandleader Michael Kusche (g,voc) Pianist Big „Blackhat“ Helmer und Schlagzeuger Andi Weidner (sowie Kusches Sohn Vinzent) in Chicago auf den Brettern, die für Blues-Enthusiasten die Welt bedeuten.

Nachtrag I:

Beim „Chicago Blues Fest 2016“ in der Kofferfabrik am 22. Dezember 2016 haben wir die Erlebnisse und Eindrücke der Band in Chicago für das zahlreich erschienene Publikum im Großraum Nürnberg Revue passieren lassen. Neben anderem wurde das Original-Set der Band vom Chicago Blues Festival zur Aufführung gebracht, Atmosphäre und Stimmung des Festivals wurden multimedial vermittelt – ein ganz besonderer Blues-Abend und unvergessliches Highlight!

Nachtrag II:

Von Jack Geiersbach, Chef der WINDY CITY BLUES SOCIETY (Chicago/USA), erreichten uns diese Zeilen über unseren Auftritt beim Chicago Blues Festival 2016

„I will never forget ‚mein freunds‘ from Nurnberg: Very clear and very strong musicianship and „Robert Cray-type“ vocals. I was particularly impressed with the saxophone, the „scat“ singing on one of the songs, and great, polished keyboard and guitar work – very impressive -, much in a jazz blues type style, which is very popular here in Chicago. Thanks also to Jonny, Andi and Vinzent.  Great job and thank you for being part of the blues here in Chicago!“